"Ich will sitzen und schweigen und hören, was Gott in mir redet."
(Meister Eckart, 1260 - 1328)
Vorbereitung:
Wir können zur Meditation eine ansprechende Atmosphäre schaffen, in dem wir eine Kerze und/oder ein Räucherstäbchen anzünden, klassische Musik oder spezielle Meditationsmusik auflegen und vielleicht auch den Platz mit Blumen, es genügt z.B. schon eine Rose, schmücken.
Es ist auch wichtig, sich behaglich zu fühlen, frei von Zwang, so dass der Körper an sich kein störender Faktor oder Ablenkung ist. Anfänglich ist es vielleicht günstiger sich dazu bequem hinzusetzen, um das einschlafen zu verhindern.
Wie atme ich richtig?
Gleichzeitig durch beide Nasenlöcher über die Lungen ruhig und tief einatmen, bis in den Zwerchfellbereich hinein und auch den oberen Bereich der Lungen vollkommen mit Luft füllen. Dann lassen wir die Luft ruhig aus beiden Nasenöffnungen hinaus fließen. Für einen harmonischen Atemrhythmus sollte das Ein- und Ausatmen immer gleich lang sein.
Der Mund bleibt entspannt und geschlossen. Die Zungenspitze locker an die Innenseite des Zahnfleisches der Schneidezähne legen, wobei die Zungenoberfläche vollkommen am oberen Gaumen anliegt. Diese Atmung trägt zur Verbindung der Meridiane im Körper bei.
Beginn und Verlauf der Meditation:
Setze Dich also auf einen bequemen Stuhl, lege die Hände locker, nach oben leicht geöffnet, auf die Oberschenkel und schließe die
Augen. Atme langsam ein und aus, lasse Dir hierbei genügend Zeit, um auch wirklich zur Ruhe zu kommen. Entspanne den ganzen physischen Körper – angefangen beim Kopf und den Gesichtsmuskeln, über die
Schultern, Arme und Hände, Bauch, und die Beine. Lass jeden störenden Gedanken los und fühle wie du in einen tiefen friedvollen Zustand der völligen Entspannung gelangst.
Fühle wie Du immer ruhiger und gelassener wirst. Mit jedem Ausatmen fließt der Stress des Alltags aus Dir heraus. Mit jedem Einatmen spürst Du immer mehr Ruhe und Frieden in deinem
Inneren.
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Wenn Gedanken aus dem Alltag kommen, schaue sie dir kurz an und lass sie vorbeiziehen wie Wolken am Himmel, oder wie Wellen am Meer. Bewerte sie nicht, lass sie einfach los.
Frei von Gedanken erreichst du in der Stille ein Gefühl von Harmonie und Verbundenheit mit Allem was existiert. Genieße die Stille!
Ende der Meditation:
Nach einer von Dir vorher festgelegten Zeit, z.B. 30 Minuten, empfindest Du tiefe Dankbarkeit in Dir für diese wunderbare Erfahrung, und kommst mit Deinen Gedanken langsam wieder in den Raum zurück. Du fühlst Dich ganz in Deiner Mitte zentriert, bist vollkommen ausgeglichen und zufrieden. Du fängst an, Deine Arme und Beine zu bewegen, reckst und streckst dich, und wenn Du bereit dazu bist, öffnest Du auch Deine Augen.
Weitere Formen der Meditation:
Nach dem Erreichen völliger Entspannung, bieten sich nachfolgende Möglichkeiten an:
Die Gedanken auf Jesus und den himmlischen Vater richten, eingeleitet z.B. durch das „Vater Unser“ oder ein Gebet mit eigenen Worten, in dem wir für Gottes Hilfe und seinen Schutz durch Jesus danken.
Wir gehen davon aus, dass Gott bei uns ist und uns tatsächlich zuhört. Wir können ihm dann auch erzählen, was wir auf dem Herzen haben, was uns bedrückt und auch, dass wir uns seine Nähe aus tiefstem Herzen wünschen und wie sehr wir ihn brauchen.
Alle Probleme, egal welcher Art, dürfen wir vor ihn bringen, und wir sollten nicht zögern tiefe Emotionen, die dabei aufkommen können, zuzulassen, ob das jetzt stilles oder heftiges Weinen, oder auch Wut über uns selbst und unsere Unzulänglichkeiten ist.
Oftmals ist nach einem solchen "Gespräch" schon eine Erleichterung
zu spüren oder man erkennt innerlich was zu tun oder eventuell zu lassen ist.
oder
Wir sinnen über die Natur des Göttlichen, über seine Kraft, seine Liebe, über den Heiligen Geist, und über die Substanz, die von diesem Geist herrührt und aus der alle Dinge gestaltet werden, nach.
Auch über das Leben Jesu nachzudenken, mit all seinen wunderbaren, wie auch schweren Stationen, bietet sich als Einstieg an.
Es wird so lange ein Nachsinnen bleiben, bis wir uns der Gegenwart des Göttlichen bewusst sind, so wie wir uns jetzt der Gegenwart von Wärme, Licht oder irgendeines anderen Elementes bewusst sind, das uns vertraut ist.
oder
Ein Text der uns besonders anspricht, oder eine Psalmenmeditation kann auch sehr hilfreich sein. Zum Beispiel Davids wunderbare Vorstellung über das Sein Gottes, wie es im 139. Psalm angeführt wird. Hier heißt es:
„Herr du erforschest mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege. ... Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mich. Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch, ich kann sie nicht begreifen. Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?“ ....
Ganz deutlich wird darin auf die erfahrbare Allgegenwart des Göttlichen hingewiesen und die einzigartige Kraft, die davon ausgeht. Dies rückt immer tiefer in unser Bewusstsein, je mehr wir die bedeutung des Textes in unserem Herzen bewegen.
Auch wenn anfänglich durch die angeführten Meditationsansätze erst einmal scheinbar wenig Stille in uns ist, so wächst doch mit der Zeit die Qualität der Verbindung ... und irgendwann braucht man keine Worte mehr ... dann ist die Einkehr in die heilende Stille erreicht.
Zur Erinnerung
Der stille Gott
erfüllt alles mit Stille:
ihn in seiner Ruhe schauen,
heißt selbst zur Ruhe kommen.
(Bernhard vorn Clairvaux)
Darin ermahne ich euch: "Hört die innere Stimme; seid bestrebt, mehr von innen heraus die Stimme Gottes als von außen die Stimme
eines Menschen zu vernehmen. Jene Stimme ist ja voll Herrlichkeit und Kraft; sie erschüttert die einsame Wüste, durchdringt die geheimnisvollen Tiefen und rüttelt die Seelen aus der starren
Stumpfheit auf.
Es braucht sich in der Tat keiner zu bemühen, dass er diese Stimme zu hören bekommt. Es kostet eher Mühe, die Ohren zu verstopfen, um nicht zu hören. Kein Wunder, die Stimme bietet sich von selbst
dar, sie drängt sich auf und pocht ohne Unterlaß an eines jeden Herzens Türe."
(Bernhard von Clairvaux)
Karlfried Graf Dürckheim über "Die Stille"
Dem Menschen unserer Tage fehlt die Stille, die äußere und mehr noch die innere Stille, das heißt eine Verfassung, die ihn befähigt, auch im äußeren Lärm und Ansturm des Lebens Stille zu erfahren, zu wahren und auszustrahlen.
Es gibt die besondere Stille als Zustand, die nichts zu tun hat mit "Lärm oder Nicht-Lärm", ja mehr noch: für die der äußere Lärm ein Hintergrund sein kann, won dem sich inwendig abhebt, was durch kein Geräusch gestört werdenk kann. Das ist die rechte Stille. Sie ist eine Verfassung des Gemütes - ein zustand der Seele -, an dem sich der Lärm der Welt zu einer "Geräuschkulisse" verwandelt, vor der die innere Stille sich erst vollends entwickelt und bewußt wird.
Es gibt die Stille des Lebens und die Stille des Todes. Die Stille des Todes ist dort, wo sich nichts mehr bewegt. Die Stille des Lebens ist dort, wo nichts mehr die Bewegung der Vewandlung aufhält. Diese Stille ist eine Frucht des inneren Weges.
Die Menschen, von denen Stille ausgeht, weil es in ihrem Inneren still ist, sind selten geworden. An die Stelle der Stille, die aus der Verankerung im Wesen kommt, ist die gespielte "Ruhe", das äußere "Sich-Stillegen" getreten.
Die äußere Ruhe, die aus einer Selbstdisziplin kommt, ist aber etwas anderes als die Stille, die eine innere Verfassung kundtut, die keiner Willenshaltung bedarf, um dazusein. Sie ist auch etwas anderes als die "Bierruhe" eines Phlegmatikers, hinter der kein Leben mehr pulst. Gewiß, es gibt die Menschen mit dem "dicken Fell", und es gibt auch die anderen, denen eine alles harmonisierende Schwingungsformel ihrer natur alle Reibungen wegzaubert.
Jenen erspart mangelnde Empfindsamkeit und Ansprechbarkeit die störende Erregung. Bei diesen löst sich der störende Einsdruck, der andere erregt, wie auch der innere Impuls, schon ehe er Tiefe gewinnt, in Wohlgefallen auf. Aber die Stille dieser Menschen ist fade und flach. Kraft, Tiefe und Strahlung hat nur die Stille, in der sich die Präsenz des Wesens kundtut, das im Sein jenseits der Gegensätze zu hause ist.
Die rechte Stille ist eine Kraft aus unserem himmlischen Ursprung. Wo sie von
einem Menschen ausgeht, übet sie eine zugleich lösende und ordnende Wirkung aus. Sie bringt die, die um ihn sind, ohne Worte mehr zu sich selbst. Im Zeichen des Wesens, das in ihr sich ausdrückt,
legen sich Wogen der Erregung, ungutes zergeht, und Fragen beantworten sich wie von selbst. In der rechten Stille wird die Stimme des Lebens vernehmbar.
(aus: Karlfried Graf Dürckheim, "Vom doppelten Ursprung des Menschen")